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DIE KURVE

Die beiden Brüder Anton und Rudolf leben im Hochgebirge an einem Felsen, an dem eine serpentinenartige Strasse vorbeiführt. Eine gefährliche Kurve, die ungenügend markiert ist und in der die Autofahrer bei hohem Sonnenstand geblendet werden, erforderte bereits einige Unfallopfer. Für Anton und Rudolf sichert dieser Misstand ihren Lebensunterhalt: Rudolf  als Automechaniker repariert die Unfallautos und verkauft sie weiter. Er sorgt für den materiellen Unterhalt der beiden.

Anton, der sich zum Dichter berufen fühlt, schreibt Grabreden für die Toten. Beide haben einen Friedhof mit Gräbern angelegt, auf dem sich mittlerweile 24 Todesopfer tummeln. Um sich im Schreiben zu üben und um etwas für das „Wohl der Gesellschaft“ zu tun, schreibt Anton Eingaben an das Verkehrsministerium. Er protokolliert die Unfälle und macht Verbesserungsvorschläge zur Absicherung der Kurve.

Eines Tages passiert ein Unfall und Anton und Rudolf kümmern sich wie gewohnt um den Wagen und das Opfer. Doch es stellt sich heraus, dass die Person nur leicht verletzt ist. Der Aktentasche des Mannes entnehmen die Brüder, dass es sich um den Ministerialdirigenten Kriegbaum handelt – der Zuständige des Verkehrsministeriums, an den Anton seine Eingaben richtet. Nachdem Kriegbaum seinen ersten Schock überwunden hat, verspricht er, sofort nach seiner Rückkehr in das Ministerium die Instandsetzung der Kurve in Angriff zu nehmen. Anton und Rudolf, die ja eigentlich zufrieden sein sollten, dass ihre Eingaben Wirkung zeigen, sehen auf einmal ihren Lebensunterhalt gefährdet. Anton dichtet im Beisein des Ministerialdirigenten eine Grabrede auf ihn und ersticht ihn dann mit seinem Taschenmesser. Rudolf hat den Wagen fast fertig, sodass sich die beiden um ihren Lebensunterhalt vorerst nicht sorgen müssen
 

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